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Der Texas Clearbody; Verfasser Timo Harr (AZ 12999)

In den letzten Monaten fiel mir auf, dass das Thema Texas Clearbody in vieler Munde ist. Trotzdem fristet diese Mutation im Vergleich zu anderen leider noch ein Schattendasein. Dies und Gespräche mit einigen Wellensittichzüchtern hat mich dazu veranlasst einen Artikel zu schreiben.

Der Texas Clearbody trat das erste Mal etwa 1950 im amerikanischen Bundesstaat Texas auf und bekam daher auch seinen Namen. Außerdem wird er geschlechtsgebundener Clearbody genannt. Die zweite Bezeichnung gibt auch die Vererbung anderen Mutationen gegenüber wieder. Die einzige Ausnahme stellen die Inos dar. Hier vererbt der Texas bzw. geschlechtsgebundene Clearbody dominant.

Die geschlechtsgebundene Vererbung kennen wir auch zum Beispiel von Opalinen oder Zimtern. Bei der Keimzellenbildung eines Hahnes hat jede Keimzelle ein X- Chromosom. Bei der Keimzellenbildung einer Henne hat eine Keimzelle ein X- Chromosom die andere ein Y- Chromosom. Die Buchstaben X und Y stehen für die Geschlechtskennzeichnung. Das heisst, dass immer nur Hähne spalterbig sein können.

Ergänzend sei noch gesagt, dass ein Ino nicht spalterbig in Clearbody sein kann, Clearbody Hähne spalterbig in Ino sein können und Normale nicht gleichzeitig spalt Clearbody und Ino sein können.

Die aufgeführten Verpaarungen ergeben theoretisch folgende Ergebnisse:

1,0 Clearbody x 0,1 Clearbody = 50% 1,0 Clearbody
= 50% 0,1 Clearbody

1,0 Clearbody x 0,1 Ino = 50% 1,0 Clearbody / Ino
= 50% 0,1 Clearbody

1,0 Clearbody / Ino x 0,1 Ino = 25% 1,0 Clearbody / Ino
= 25% 1,0 Ino
= 25% 0,1 Clearbody
= 25% 0,1 Ino

1,0 Ino x 0,1 Clearbody = 50% 1,0 Clearbody / Ino
= 50% 0,1 Ino

1,0 Clearbody x 0,1 Normal = 50% 1,0 Normal / Clearbody
= 50% 0,1 Clearbody

1,0 Normal x 0,1 Clearbody = 50% 1,0 Normal / Clearbody
= 50% 0,1 Normal

1,0 Normal / Clearbody x 0,1 Clearbody = 25% 1,0 Clearbody
= 25% 1,0 Normal / Clearbody
= 25% 0,1 Clearbody
= 25% 0,1 Normal

Um einen Texas Clearbody zu beschreiben, habe ich einen Graugrünen gewählt. Die Maske weist 6 schwarze, große und runde Punkte auf, welche gleichmäßig verteilt sind. Die äußeren zwei Punkte können teilweise von den Wangenflecken verdeckt sein. Das Butterblumengelb der Maske geht über das Gesicht, die Stirn, über den Scheitel und geht in die Wellenzeichnung am Hinterkopf über. Das Gesicht, die Stirn und der Scheitel sollten Zeichnungsfrei sein. Die Augenfarbe ist schwarz mit weißem Irisring. Die Wagenflecken sind Grau. Die Körperfarbe ist gleichmäßig Gelb, mit schwachem Anflug von Graugrün und der Bürzel ist Pastellgraugrün. Insgesamt ist die Körperfarbe der Texas Clearbodies stark aufgehellt. Auch die Handschwingen (Fahne) sind am Ende deutlich heller als am Ansatz (Spule).

Nun möchte ich von der Theorie in die Praxis gehen und einige Erfahrungswerte wiedergeben, welche mir Herr Fritz Büttner freundlicherweise mitgeteilt hat. Für mich war es an dieser Stelle auch naheliegend Fritz Büttner zu befragen, da er an der AZ Europaschau 2008 den besten Texas Clearbody der Schau gestellt hat. Dieser Überragende Vogel hat unter uns Züchtern auch wie bekannt für genügend Diskussionsstoff gesorgt. Auch bei der AZ Bundesschau 2008 stellte er die besten Clearbodies der Schau aus.

Bei der Frage nach der Zucht von sehr guten Clearbodies erhielt ich folgende Antwort. Um eine Größen- und Typverbesserung herbeizuführen sind für die Zucht von Texas Clearbodies sehr gute Normalvögel empfehlenswert. Um eine hohe Anzahl farblich guter Clearbodies zu züchten, ist eine reine Verpaarung von Clearbodies möglich, Vorraussetzung hierfür ist dass die Vögel dem heutigen Standard entsprechen. Früher hätte er von einer Verpaarung der Clearbodies untereinander abgeraten, da die Größe und Kopfqualitäten noch nicht vorhanden waren. Heute sieht er innerhalb seiner Zucht keine Qualitätseinbusen, wenn er sie untereinander verpaart.

Während seiner Ausführungen beschrieb Fritz Büttner die Körperfarbe der Grauen immer wieder als leuchtendes Silbergrau und die Graugrünen als Goldgelbe, dies tat er mit voller Begeisterung. Außerdem bekennt er sich als überzeugter Linienzüchter, da er nur so die Möglichkeit sieht, über viele Jahre Qualitätsvögel züchten zu können. Der Verwandtschaftsgrad sollte aber nicht zu eng werden, zum Beispiel Tante x Neffe, Cousin x Cousin aber keine Eltern x Kinder und keine Geschwister / Halbgeschwister untereinander.

Fritz Büttner hat bisher keine Inos mit Clearbodies verpaart, da er sich keine Verbesserung für sein Zuchtziel versprach. Er betrachtet den einzigen Vorteil beim Einsatz von Inos in der Anzahl der Nachzuchten an Clearbodies, welche dadurch höher ist.

Auch der Einsatz von zum Beispiel Spangles und Schecken ist für die Clearbodyzucht aus seiner Sicht nicht ratsam, da Kombinationen wie „Clearbodyschecken“ nicht ausgestellt werden dürfen.

Nun was aus dem „Nähkästchen“! Fritz Büttner lies in unserem Gespräch durchblicken, dass die Clearbodies die Fruchtbarkeit in seinem Stamm verbessert haben. Dies dürfte für den einen oder anderen Züchter sicher nicht uninteressant sein. Er erzählte mir von ähnlichen Erfahrungen mit der Einführung der Spangles Anfang der 80er.

Fritz Büttner sieht in der Entwicklung der Beschickungszahlen auf Schauen noch das Problem der Klasseneinteilung. Hier stehen die Texas Clearbodys gemeinsam in einer Klasse, das heißt Grüne, Blaue, usw. stehen zusammen was für die einzelnen Aussteller bedeutet, dass sie nur Ihren besten Vogel ausstellen und sich somit die Beschickungszahlen nicht gerade positiv entwickeln kann und wird. Um eine höhere Beschickungszahl erreichen zu können, müsste man eine eigene Gruppe schaffen in welcher die Clearbodies beispielsweise analog zu den A-Schecken bewertet werden. Wie ich auch aus unserem Gespräch heraushören konnte geht er davon aus, dass es in den nächsten Jahren unumgänglich ist. Bei folgenden Aussagen ist er sich zwar bewusst, dass er hiermit auch auf Kritik stößt, er aber trotzdem Möglichkeiten nennen möchte um die Clearbodies autark zu stellen. Es könnten zum Beispiel die DF Spangle in neue Schauklassen 17/6 und 17/7 eingeteilt werden, oder man könnte die Schaugruppe 12 „frei“ machen, in dem man die Schauklassen der Normalen, Zimter und Opaline inklusive Gelbgesichter macht, so wie es bei anderen Klassen auch der Fall ist. Außerdem sieht er wie auch andere Züchter früher oder später die Notwendigkeit den Schauklassenschlüssel ganzheitlich zu überarbeiten. Dies sind wie eingangs erwähnt nur aufgezeigte Möglichkeiten zur Änderung, ganz nach dem Motto „ich sage wie es gehen kann und suche nicht nach Gründen warum es nicht geht“, darum geht Fritz Büttner auch davon aus, dass zukünftige Anträge zu möglichen Veränderungen beim DWV nachhaltig bearbeitet werden.

Er hat in unserem Gespräch auch angedeutet, dass die doppelfaktorigen Spangles in letzter Zeit immer öfters das Nachsehen gegenüber den Texas Clearbodies hatten. Daher könnte es ja auch von Interesse der Züchter von DF Spangle sein in eine andere Schaugruppe zu kommen.

Dass der Texas Clearbody eine reizvolle und schöne Mutation ist, ist natürlich eine subjektive Sache, trotzdem bin ich der Meinung, dass man die Clearbodies fördern sollte, so wie es zum Beispiel seiner Zeit mit den Spangles in den 80ern war (Neumutation => Standard => Schaugruppe mit den AS => eigene Schaugruppe 17).

Am Ende meiner Zeilen hoffe ich nun, dass einige Züchter unter uns neugierig bezüglich der Clearbodyzucht wurden und die Clearbodies in weiteren Zuchten Einzug erhalten.

Natürlich möchte ich es auch nicht verpassen Fritz Büttner für die Unterstützung zu danken. Wenn er nicht aus dem „Nähkästchen“ erzählt hätte, wäre dieser Text lange nicht so praxisbezogen geworden.

(Alle abgebildeten Vögel sind aus 2009 und von Fritz Büttner, http://www.fritzbuettner.de/)


Verfasser:

Timo Harr
Forchenweg 1
78658 Horgen

0170-2339281
www.Schauwellensittichzucht-harr.deTimo Harr • Forchenweg 1 •  Horgen