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Zu Besuch bei Holger Kehrer von Timo Harr

Ende November 2010 war ich mal wieder geschäftlich unterwegs. Dieses Mal führte es mich ins Saarland um genau zu sein nach Sankt Ingbert. Aus diesem Grund schaute ich wie immer welche interessanten Züchter in der Nähe „meines“ Hotels zuhause sind. Ich freute mich als ich sah, dass unter anderem Holger Kehrer nur ein Katzensprung weit weg wohnte, noch mehr freute ich mich, dass Holger spontan für einen Besuch zusagte.

Als ich bei Holger ankam, wurde ich herzlich begrüßt und zum Abendessen eingeladen. Während dem Abendessen hatten wir einen wirklich interessanten Dialog und wir konnten feststellen, dass wir einige Gemeinsamkeiten haben. Begonnen beim Alter unserer jeweils beiden Kinder bis hin zur Motivation „Vögel aus Freude am Tier“ zu züchten gab es einige Übereinstimmungen. Für mich war auch die Stelle interessant als ich ihn fragte wie man sich fühlt, wenn man in Kassel als Helfer ist und man hört beziehungsweise sieht, dass man Bundessieger wurde. „Ich konnte es gar nicht glauben und war ziemlich geschafft, gefreut habe ich mich natürlich sehr über den Erfolg“, so Holger. Bei Holger hat man auch den Eindruck, dass er auch genau weiß welche befreundeten Züchter beim Zuchtaufbau geholfen haben, dies hat er durchblicken lassen und ist nach wie vor dankbar dafür.

Beim Gang in den Vogelraum stieg bei mir die Spannung was mich wohl erwarten würde. Als die Tür zu den Vögeln aufging, war der erste Eindruck super (natürlich war auch der zweite Eindruck super). Eine wirklich großzügige und sehr saubere Zuchtanlage, bei welcher alles seinen Platz hat. Jedoch möchte ich lieber auf ein paar Details hinsichtlich Vögel und Verpaarungen eingehen anstatt die Anlage genau zu beschreiben, darüber wurde schon berichtet.

Zum Zeitpunkt meines Besuchs waren circa 50 Babys beringt und schon einige abgesetzt. Auch weitere befruchtete Eier lagen zu genüge in den Nestern. Bei den abgesetzten Babys war vom Spangle, Opalin, Zimtopalin, Australische Schecken bis hin zum Normalvogel einiges zu sehen. Schon bei den Babys fiel eine optische Gleichmäßigkeit auf sehr hohem Niveau auf, welche ein Spiegelbild der Zuchtvögel darstellte. Holgers Vögel zeichnen sich aus meiner Sicht durch ein hohes Maß an Eleganz aus. Mir persönlich haben die vielen „Dunkelfaktorigen“ besonders gut gefallen. Dunkelblaue, Violette und Mauve sind in der Qualität und Anzahl auch nicht so oft zu sehen.

Bei der Durchsicht der aktuellen Paare fiel mir auch auf, dass Holger Verpaarungen hatte, welche in Züchterkreisen eher nicht empfohlen werden. In einigen Zuchtboxen wurden Violette an Mauve verpaart. Als ich fragte ob sich hier hinsichtlich Größe keine „Verschlechterung“ einstellt, schmunzelte er und verneinte meine Frage und merke aber an, dass man mit solchen Verpaarungen nicht übertreiben sollte. Holger kann offensichtlich ohne Einbußen zu machen, Ergänzungsverpaarungen mit einem oder mehreren Dunkelfaktoren durchführen. Das ist aus meiner Sicht hinsichtlich Farbintensität von Vorteil, wenn man zum Beispiel seine Violetten betrachtet.

Da Holger wie auch ich noch ein recht junger Züchter ist, wollte ich auch wissen was in seiner Zucht „einen Schub nach vorne“ brachte. Außer den sehr guten Ausgangsvögeln nannte er die Zucht innerhalb einer Familie. Er deutete mehrmals darauf hin, dass das wirkliche Potential und Erbgut zum Teil erst nach zwei bis drei Jahren raus kam. „Schlüsseljahre“ waren bei ihm bisher 2006 und 2008, da gelang jeweils ein großer Sprung hinsichtlich Qualität nach vorne. Die Babys der Zuchtsaison 2011 deuten schon heute darauf hin, dass es wieder ein sehr gutes Zuchtjahr werden könnte.

Das Fazit meines Besuchs: Wahrscheinlich könnte man schnell mal sagen, dass es kein Wunder ist, wenn Holger Kehrer solche sehr guten Vögel hat, wenn man hört woher die Ausgangsvögel kommen. Es ist aber trotzdem so, dass jeder Züchter über Jahre selber seine Nachzuchten auf die Stange bringen muss. Das heißt natürlich auch, dass man Vögel beurteilen können muss und Ergänzungsverpaarungen so wählt um den eigenen Vorstellungen hinsichtlich „Wunschvogel“ möglichst nahe zu kommen. Holger hat aus meiner Sicht mehrfach bewiesen, dass er die züchterische Leistung erbringen kann. Ich bin mir sicher, dass die Kehrer- Zucht auch in Zukunft sehr erfolgreich sein wird.

Holger, vielen Dank für die netten Stunden und für die Offenheit rund um Deine Zucht. Weiterhin viel Freude mit dem Hobby „Schauwellensittichzucht“.


Verfasser und Fotos:

Timo Harr
Forchenweg 1
78658 Horgen
Tel. 0170-2339281
timo.harr@t-online.de
www.timo-harr.de
www.Schauwellensittichzucht-harr.deTimo Harr • Forchenweg 1 •  Horgen